Wiesenmeisterschaft Appenzell Innerrhoden 2025 Wiesenmeisterschaft Appenzell Innerrhoden 2025
Wiesen & Weiden

Wiesenmeisterschaft Appenzell Innerrhoden 2025

P076

Projektdauer: 01.06.2024 - 06.09.2025
Im Frühsommer 2025 fand in Appenzell I.Rh. die Wiesenmeisterschaft statt. An der Meisterschaft wurden die schönsten und artenreichsten Magerwiesen, Magerweiden und Streuwiesen ausgezeichnet.

29 bunte Blumenwiesen wurden zur diesjährigen Wiesenmeisterschaft im Kanton Appenzell Innerrhoden angemeldet. Beim Wettbewerb wurden zwei Flächentypen unterschieden: Einerseits Magerwiesen, andererseits Streuwiesen und Magerweiden, die von einer Jury beurteilt wurden. Die Flächen wurden anhand eines Schlüssels aufgrund der aufgefundenen Pflanzenarten und Strukturelemente bewertet. 

Das Projekt wurde in gemeinsamer Trägerschaft vom Bauernverband Appenzell Innerrhoden, dem Land- und Forstwirtschaftsdepartement, dem Bau- und Umweltdepartement, dem WWF Appenzell sowie Pro Natura St. Gallen-Appenzell durchgeführt.

Hotspots der Artenvielfalt dank gewillten Landwirt:innen

Neben den natürlichen Voraussetzungen, wie Boden und Klima, braucht es Landwirt:innen, die eine artenreiche Wiese schätzen und pflegen. Und zwar nicht nur wegen staatlicher Unterstützungen, sondern um ihrer selbst willen.

Artenreiche Wiese
Artenreiche Wiese

Preisverleihung

Am Samstag, 6. September 2025, wurden im Restaurant Alpsteinblick in Gonten die Gewinnerinnen und Gewinner der Wiesenmeisterschaft Appenzell I.Rh. feierlich ausgezeichnet. Die Veranstaltung würdigte das Engagement der Landwirtinnen und Landwirte für eine artenreiche und nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Wiesen.

In der Kategorie Magerwiesen wurden Blanca und Josef Fässler-Wyss (Weissbad) mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Josef Brülisauer (Vorderhaslen) belegte den zweiten Rang, gefolgt von Martin und Irene Signer (Gonten) auf dem dritten Platz.

In der Kategorie Streuwiesen/Magerweiden ging der erste Preis an Josef Neff (Bühler). Emil Manser (Brülisau) erreichte den zweiten Platz, während Julia Enzler (Meistersrüte) den dritten Rang belegte.

1. Rang Kategorie Magerwiesen

Josef und Blanca Fässler-Wyss, Weissbad
«Diese Orchidee blüht bei uns rot und weiss und sie ist eine Augenweide!»

Josef und Blanca Fässler-Wyss sind mitteilsame Landwirte. Und wenn sie über ihre prämierte Fläche von fast 3,5 Hektar sprechen, also jene vernässte Magerwiese, die mit ihrer Artenvielfalt die Botaniker und die Jury überzeugten, leuchten ihre Augen. Bei Blanca Fässler, Hausfrau und Biologin, könne man dies erwarten, aber auch Josef Fässler sagt: „Der Flächenertrag war nie hoch, sie zu bearbeiten eher aufwändig und so entschieden wir uns aus Überzeugung, sie als Biodiversitätsförderfläche Q2 anzumelden.“ Die Artenvielfalt war dank der früheren extensiven Nutzung schon vor fast zehn Jahren hoch, doch seit dem Schutzstatus habe sie sich noch vergrössert.

Die prämierte Fläche grenzt unmittelbar an das ökologisch wertvolle Naturschutzgebiet Rossweid am Fusse der Alp Sigel. Damit übernimmt sie auch eine Vernetzungsfunktion. Dies belegt auch das Vorkommen seltener Pflanzen, etwa Wundklee, verschiedener Orchideenarten, die Kuckuckslichtnelke, aber auch viele andere Arten. Ganz besonders angetan hat es dem Ehepaar, das Eltern von sechs Kindern ist, das Knabenkraut. „Diese Orchidee blüht bei uns rot und weiss und sie ist eine Augenweide“, erklärt Josef Fässler. Beide sind überzeugt, dass auch ihr Sohn Thomas, der den Hof übernehmen wird, die blumenreiche Wiese pflegt. Blanca Fässler: „Wir produzieren gerne Lebensmittel, aber wir möchten auch die Biodiversität zu schützen. Wir tun alles, dass draus kein Widerspruch entsteht.“

Blanca & Josef Fässler-Wyss Martin Arnold

1. Rang Kategorie Streuwiesen und Magerweiden:

Josef Neff, Bühler
«Hier ist es doch wunderschön»

Als Josef Neff der steile Hang in Hintertüllen im Weissbachtal angeboten wurde, war vor allem seine Frau skeptisch. Obwohl ein Teil ihrer Familie von hier stammt, riet sie ihrem Mann von der Bodennutzung ab. Denn erstens muss er von Bühler aus doch ein Stück hierherfahren und zweitens sei die Steilheit durchschnittlich rund 70 Prozent. Die Fläche liegt auf rund 970 Meter und höher. «Aber es ist doch wunderschön. Deshalb habe ich es bis jetzt nicht bereut, diesen Boden vor sechs Jahren in Pacht genommen zu haben», sagt er, als die Jury bei ihrer Begehung in der steilen Wiese ein Stück hochgeklettert ist und nun über das Tal in Richtung Lehmen und zum Schäfler blickt.

Ungefährlich ist es nicht, aber der Aufstieg lohnt sich. Orchideen sind zu sehen, viel wilder Thymian mit ihren Schmarotzern, Nelken, Korbblütler, Witwenblumen und vieles mehr. Vier Arten sind als selten einzustufen. Insgesamt 28 Pflanzenarten haben unsere Fachleute gefunden. Zudem wachsen im Gelände zahlreiche Büsche, welche die Wiese strukturieren.

Josef Neff Martin Arnold